Durch Andalusien in die Extremadura
Unser nächstes Ziel ist El Puerto de Santa Maria. El Puerto de Santa Maria ist bekannt für seine Sherry Bodegas und außerdem ein guter Ausgangspunkt für die Besichtigung von Cadiz, weil von hier eine Fähre direkt in die Altstadt fährt.
Da die Bodega Gutierrez Colosia eine Führung mit Verkostung am Nachmittag anbietet, machen wir uns gleich mit unseren Fahrrädern auf den Weg. Diese Bodega liegt am Fluss Guadelate in einem alten Lagerhaus. Innen ist es dank dicker Wände und hoher Decken wunderbar kühl und es riecht modrig feucht und alkoholisch. Der Sherry lagert in drei Etagen in Fässern aus amerikanischer Eiche, ganz oben der junge Wein (Criadera) und ganz unten der älteste (Solera).
Die Fässer werden nie mehr als zur Hälfte geleert. Wenn man aus der untersten Lage Sherry abfüllt, wird aus der nächst oberen das Fass wieder aufgefüllt. Durch zwei Ausbau Optionen (oxidativ oder mit einer Hefeschicht genannt Flor) und die Dauer der Lagerung kann man völlig unterschiedliche Geschmäcker erzeugen. Wir probieren sechs verschiedene mit jeweils dazu passenden Tapas.
Der sehr trockene (Fino) und der trockene (Amontillado) sind uns zu trocken, der immer noch trockene Oloroso ist ebenfalls nicht so nach unserem Geschmack. Der Cream mundet uns am besten. Die beiden süßeren Sherry sind extrem süß und eher wie ein Likör.
Am nächsten Morgen nehmen wir die Fähre nach Cadiz. Die halbstündige Überfahrt kosten mit Fahrradmitnahme 2,60 pro Person und gilt als öffentliches Verkehrsmittel. Allerdings können pro Überfahrt nur vier Fahrräder mitgenommen werden, weil sie ordentlich an dafür vorgesehenen Bügeln festgezurrt werden. Tatsächlich ist die Überfahrt wegen des heftigen Windes ziemlich unruhig.
Im Hafen legen wir direkt neben einer Aida an und es liegen noch drei weitere Kreuzfahrtschiffe im Hafen. Entsprechend viel ist in der Stadt los. Dank der Fahrräder können wir die auf drei Seiten vom Atlantik umgebene Altstadt einmal umrunden Es gibt viele schöne, schattige Parks am Wasser und viele Angler entlang der Stadtmauer zum Meer.
Aufregend wird es bei der Rückfahrt, obwohl wir unsere Tickets gleich am Morgen gekauft haben. Das Boot fällt nämlich wegen Motorschadens aus und das eine Stunde später ist bereits ausgebucht. Wir werden auf einen Bus verwiesen, der könne ja vielleicht die Fahrräder unterbringen. Der Busfahrer schafft es tatsächlich, die Fahrräder im Gepäckraum unterzubringen. Ansonsten hätte uns eine sehr lange Heimfahrt bevorgestanden, weil die große Hängebrücke über die Bucht als Autovia klassifiziert und damit nur für KFZ zugelassen ist.
Aus nostalgischen Gründen machen wir am nächsten Tag einen kilometerintensiven Abstecher ins Delta des Guadalquivir nach El Rocio. El Rocio ist ein abgelegener Ort am Rande des Donana Nationalparks. Einmal im Jahr aber (zu Pfingsten) ist es das Zentrum der größten Wallfahrt Spaniens. Über eine Million Menschen kommen dann hierher, um zur Jungfrau vom Morgentau zu pilgern, einer Marienstatue, die ein Jäger im 13. Jahrhundert in einem hohlen Baum gefunden haben soll. Vieler von ihnen kommen ganz traditionell zu Pferd. Im Ort gibt es unzählige Häuser von Bruderschaften, die zur Wallfahrt geöffnet sind und neben den Zeltlagern Unterkunft bieten. 1982 sind wir durch Zufall in diese Wallfahrt geraten. Es war höchst eindrucksvoll, all die Reiter zu sehen und die Frauen in ihren farbenprächtigen Flamencokleidern.
Dieses Mal sind wir knapp vor Pfingsten da, sonst wären wir auf dem Campingplatz auch nicht untergekommen. Vor der abendlichen Radfahrt in die Stadt kühlen wir uns im Swimmingpool ab denn es hat 35 Grad. Die Moskitos sind rund um die Uhr aktiv und sorgen dafür, dass wir uns am nächsten Morgen Richtung Inland verabschieden.
Auf der Fahrt nach Norden nach Caceres verlassen wir Andalusien und wechseln in die Provinz Extremadura. Die Weite der Landschaft ist beeindruckend: sanfte Hügel mit mehr oder weniger dicht mit Steineichen bewachsenen blühenden Wiesen. Die Kuh und Schweineherden, die hier gehalten werden, haben es gut.
Caceres ist eine Stadt von der Größe Erlangens, aber viel kompakter bebaut. Das scheint uns für Spanien typisch: man lebt näher beisammen, früher in den Dörfern und heute in den modernen ubanizations.
Am ersten Tag besichtigen wir die alte Innenstadt. Wieder mal legt uns Google Maps mit seinen angeblich für Fahrrädern geeigneten Strecken herein. Landschaftlich schön, aber unwegsam und voller großer Steine, so dass wir viel schieben müssen und uns die 4 km lang werden.
Die Altstadt ist sehr schön, allerdings findet gerade das WOMAD Festival statt und auf der Plaza Major und dem Platz vor der Kathedrale sind große Bühnen aufgebaut. Der Baustil ist hier völlig anders als in Andalusien.
Am nächsten Tag geht es in einen nahe gelegenen Naturpark namens Los Barruecos. Hier gibt es einen alten Stausee, der dazu diente, Wasser für eine Wollwäscherei zu bevorraten.Und viele runde Felsen, durch die eine schöne kleine Wanderung führt. Alles blüht und es wimmelt von Störchen.
Seit den 70 er Jahren befindet sich in der alten Wollwäscherei ein Museum für moderne Kunst. Gegründet wurde es von Wolf Vostell, einem Maler, Bildhauer und Pionier der sogenannten Fluxus Bewegung. Wir umrunden zuerst auf einer kleinen Wanderung den See und bewundern die Felsen und die vielen Störche. Dann gibt es einen netten Imbiss im Museumscafe und dann kommt die Kunst. Es gibt riesige Ölgemälde, skurrile, aber eindrucksvolle Installationen (mit amerikanischen Oldtimern oder Unmengen von Motorrädern) und schöne, hohe Räume zu sehen.
Am nächsten Tag verlassen wir nach drei Nächten den gastlichen Campingplatz, der Schatten, große Stellflächen und für jede Parzelle ein eigenes kleines Waschhäuschen (Toilette, Dusche und Waschbecken) bietet. Es geht zuerst nach Trujillo und dann weiter in den Nationalpark Monfragüe.
Trujillo ist ein Städtchen von 9000 Einwohnern mit einer schönen Altstadt und einer riesigen Burg (die Burg Casterlystein aus Game of Thrones). Hier in der Extremadura häufen sich die Drehorte: Caceres gehört auch dazu, ebenso wie Los Barruecos.
Aus Trujillo kommen merkwürdigerweise gleich mehrere der spanischen Eroberer Südamerikas: Pizarro, der mit 200 Soldaten das Inkareich Perus eroberte, Orellana, der Entdecker des Amazonas, Chaves, der Entdecker Boliviens. Man fragt sich, wie die Männer aus diesem abgelegenen Ort auf die Idee kamen, sich nach Südamerika einzuschiffen. Jedenfalls kamen sie schwerreich von ihren Raubzügen zurück und bauten sich protzige Paläste rund um die Plaza Major in ihrem Heimatort Trujillo.
Wir fahren durch die savannenähnliche wunderschöne Landschaft der Dehesa. So nennt man die hügelige Landschaft mit vereinzelten Kork- oder Steineichen, durchzogen von kleinen Flüssen. Die Wiesen sind um diese Jahreszeit mit Blumen übersät. Landschaftlich genutzt werden sie als Viehweiden für Kühe oder Schweine. Es ist eine sehr extensive Haltung, die Anwesen sind 500 bis 600 Hektar groß, Häuser sieht man nicht, nur ab und an eine mit einem Tor verschlossene Einfahrt. In der Phantasie sieht man Gauchos zu Pferd die Zäune kontrollieren, heute geschieht das wohl eher mit einem Quad.
Im Nationalpark Monfragüe, unserem Ziel, herrschen andere Tiere, nämlich die Gänsegeier. Es ist unglaublich, wie nahe man sie zu sehen bekommt. Unzählige Tiere kreisen über dem aufgestauten Fluss Tajo und nisten in den Felsen des Salto de Gitanes. Die Straße verläuft auf halber Höhe, so dass man sie sowohl über, als auch unter sich fliegen sieht.
Am nächsten Tag haben wir eine vierstündige Vogelbeobachtungstour gebucht und unser Führer ermöglicht uns viele Sichtungen und gibt interessante Informationen. Zum Beispiel, dass die extensive Viehwirtschaft in der Umgebung das Überleben so vieler Geier ermöglicht, weil immer wieder Nutzvieh umkommt. Für die Landwirte wiederum ist es positiv, dass die Geier tote Tiere „wegräumen“. Die Akzeptanz von Aasfressern ist somit besser als von irgendwelchen großen Raubvögeln. Wir sehen Gänsegeier, Schwarzstörche, Mönchsgeier, Schlangenadler, Schmutzgeier und endlich auch Bienenfresser und andere kleinere Vögel. Ein tolles Erlebnis! Wir verbringen drei Nächte und zwei Tage im Park und kommen uns vor wie in Afrika auf Pirschfahrt.
5 Antworten
Herzlich willkommen daheim! Wir haben alles ausführlich gelesen, und
bei Manfred wurden alte Erinnerungen geweckt.
Bald werde ich mich bei euch melden, denn der wunderbare Honig von euch ist fast verbraucht, u.a. an Michael und Carola verschenkt.
Gutes Eingewöhnen wünschen euch
Irmgard und Manfred
toller Reisebericht mit faszinierenden Bildern.
Liebe Grüße aus Arizonas
Ingrid und Manfred
tolle Fotos, vielen Dank dafür!
Liebe Grüße, Claudia
Euer Reisebericht istwie immer, sehr interessant. Vieles davon kennt Manfred. Jetzt habt ihr auch die Geier gesehen. Das ist wirklich ein besonderes Erlebnis!
Bin schon gespannt, was ihr noch alles sehen und erleben werdet. Danke, dass wir an allem teilhaben dürfen!
Herzliche Grüße und weiter alles Gute,
Irmgard und Manfred
Supertolle Aufnahmen!