Die Welt ist zu schön, um darüber hinweg zu fliegen

Etosha Nationalpark, die Geparden bei Outjo und ein Besuch bei den Himba

Der nächste Höhepunkt unserer Reise ist der nahe Tsumeb gelegene Etosha Nationalpark, der 1907 zum Naturschutzgebiet erklärt wurde, nachdem der ehemals große Wildbestand durch rücksichtslose Großwildjagd fast ausgerottet worden war. Der Park liegt am Rand des Kalahari Beckens und umfasst die 4760 km2 große Etosha Pfanne. Dabei handelt es sich einen ehemaligen See, der nur noch selten und dann auch nur zu geringen Teilen mit Wasser gefüllt ist. Wir durchfahren den Park von Ost nach West und übernachten in drei unterschiedlichen Camps.

Fort im Camp Namutoni
Unser Platz
Auf zur Pirschfahrt
Oryx
Nicht selten, aber immer wieder schön: Gabelracke

In Namutoni kommen wir früh an und brechen nach einer Mittagsrast (mittags sind wenige Tiere unterwegs!) am späten Nachmittag zu einer Pirschfahrt im eigenen Auto auf. Am Tsumcor Wasserloch beobachten wir Vögel. Völlig lautlos sind plötzlich drei Elefantenbullen da. Sie trinken ausgiebig, bewerfen sich mit Schlamm und raufen ein bisschen. Dann ziehen sie ab und wir auch.

Riesentrappe

In Groot Okevi stehen wir am Wasserloch, nichts tut sich. Da sieht Peter einen Löwen herankommen und zwar mit einem Stück Tier im Maul. Das deponiert er in einem Busch, ruht sich ein bisschen aus und trinkt schließlich genüsslich aus dem Wasserloch. Die riesigen Tatzen liegen entspannt neben ihm. Ein weiteres Highlight folgt auf dem Weg nach Klein Okevi: ein Nashorn. Nun haben wir die Big Five komplett!

Schabrackenschakal
Impala

In Camp Namutoni gibt es ein Fort aus der deutschen Kolonialzeit, das 1901 als Grenzmarkierung der deutschen Einflusszone errichtet wurde. Während des Herero Aufstandes im Jahre 1904 wurde die militärische Besatzung weitgehend nach Süden verlegt. Nur sieben Soldaten blieben zurück. Als entgegen aller Erwartungen 500 bis dahin friedliche Ovambo das Fort angriffen, konnten sie es noch einige Stunden halten, bevor sie sich im Schutz der Nacht nach Tsumeb absetzten konnten. Zurück blieben 60 tote Ovambo. Das Fort wurde von den Ovambo am nächsten Tag gestürmt und zerstört, Jahre später aber von der deutschen Schutztruppe wieder aufgebaut.

Einfahrt ins Camp nach langer Pirschfahrt
Das ehemals deutsche Fort im Camp
Die Gedenktafel für den kurzen "Sieg"

Am nächsten Morgen starten wir vor Sonnenaufgang (Aufstehen um 4:30!) mit einer Safari Tour in einem offenen Fahrzeug. Wir haben Glück und sehen eine Gruppe Löwen und können sie in aller Ruhe beobachten.

Sonnenaufgang
Er will doch nur spielen!
Fleckenhyäne

Auf dem Weg zum Camp Halali in der Mitte des Parks machen wir diverse Abstecher, sehen aber wenige Tiere. Die Straßen sind in schlechtem Zustand: alle ungeteert mit vielen Schlaglöchern und Wellblech Strecken. Man kann maximal 20 km/h fahren. Die Zufahrten zu einigen Wasserlöchern sind durch den ungewöhnlich heftigen Regen der letzten Tage selbst zu Wasserlöchern geworden und für uns unpassierbar. Für 100 km brauchen wir einen ganzen Tag und sind danach völlig durchgerüttelt. Das Auto ist so verschlammt, dass wir die Ausstiegsstufe frei klopfen müssen.

Die Etosha Pfanne selbst ist sehr beeindruckend. Eine riesige, absolut leere und lebensfeindliche, blendend weiße Ebene. Die Hitze ist unbeschreiblich und die Sonne blendet dermaßen, dass man kaum die Augen offen halten kann.

Camp Halali wirkt etwas heruntergekommen, besitzt aber in fußläufiger Entfernung ein besonders schönes Wasserloch, das aber leider an diesem Abend völlig verwaist ist.

Gackeltrappe
Streifengnus
Ein Vogel namens Sekretär
Gleißende Helle über der Etosha Pfanne
Wasserloch bei Camp Halali: kein Tier weit und breit!

Auf dem Weg zum Camp Okaukuejo haben wir am nächsten Tag noch viele schöne Ausblicke auf die Etosha Pfanne. Kurz vor dem Camp werden wir durch eine große Menge an Geiern auf ein Spektakel aufmerksam. Ein Löwe hat ein Zebra gerissen und die Geier versuchen, etwas abzubekommen. Eine Hyäne schleicht sich auch schon an. Nun wird uns verständlich, warum Wilderer vorab die Geier vergiften. So sorgen sie dafür, dass sie nicht durch kreisende Geier verraten und von den Parkrangern gestellt werden, bevor sie den Park verlassen können. Im Jahr 2022 wurden im Park 86 (!) Nashörner und 22 Elefanten gewildert!

Ein weißes Nashorn!
Nach dem Regen ist alles grün
Die Zebras freuen sich über das Wasser
Blick auf die Etosha Pfanne
Die Aasgeier und die Hyäne sind auf Warteposition
Der Löwe möchte sein Zebra nicht teilen!

Unsere letzte Übernachtung haben wir im Camp Okaukuejo, das auch das meist besuchte im Park ist. Die Anlage ist sehr schön, mit einem Aussichtsturm in der Mitte und einem gepflegten Pool. Alle Camps sind kleine Festungen aus Elektrozäunen mit Toren, die zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang geschlossen werden. Man kommt sich ein bisschen vor wie in einer mittelalterlichen Festung!

Endlich haben wir nach so viel schlechter Wegstrecke das Camp erreicht
Ab in den Pool!
Die Straße Richtung Outjo scheint geteert zu sein!
Unser Platz mit Baum
Ein kleiner hungriger Gast
Weg zum Wasserloch

In der letzten Nacht im Camp Okaukuejo regnet es heftig, nachdem es die Tage zuvor brütend heiß war. Das führt dazu, dass über Nacht am Wasserloch die Morgensterne erblühen. Die Steppe im Park erleben wir bei der Ausfahrt aus dem Park als grüne Wiese.

Frisches Gras überall
Da balzen die Riesentrappen!

Weiter geht es nach Outjo, wo wir einen Stopp in der deutschen Bäckerei einlegen und im Spar einkaufen.

Kirche in Outjo
Nebenstraße in Outjo
Frangipani Blüten

Unser Ziel liegt westlich von Outjo an der sehr gut befahrbaren C 40. Auf einer Strecke von 120 km begegnen uns gerade mal drei Autos. Rechts und links der Straße ist keine Bebauung in Sicht, nur die Zäune und einige Tore verraten, dass sich hier, weit entfernt von der Straße, in der Mopanesavanne Farmen für Viehzucht befinden.

Unterwegs auf der C 40
Unsere Abzweigung

Nach 120 km biegen wir in eine dieser Einfahrten ab. Nach 9 km Piste erreichen wir das Farmhaus und nochmals 1 km weiter das zugehörige Camp. Es liegt in einem lichten Mopane Wäldchen umgeben von nichts als Einsamkeit. Es gibt keinen Strom und nur einfache Sanitäreinrichtungen, die Toiletten sind mit einem Vorhang abgetrennt.

Der Farmer holt uns mit einem Pickup und einem Viehanhänger ab und fährt uns zum Farmhaus. Zwei zahme Geparden leben in seinem umzäunten Garten und können sogar (vorsichtig, mit langsamen Beqwegungen) angefasst werden. Mindestens genauso interessant wie die Geparden sind ihre Besitzer. Das Farmhaus ist bescheiden, aber schön gelegen und umgeben von Schatten spendenden Bäumen. Ein quietschendes Windrad fördert das Wasser, Strom wird mit Solarzellen erzeugt. Man lebt autark und weltabgeschieden von der Viehzucht (Ziegen, Kühe) und vom bescheidenen Tourismus und schleift nebenher Steine zum Verkauf im Mineralienladen in Outjo. Die vier Kinder des Paares sind erwachsen, ein Sohn lebt noch auf der Farm. Zur Schule gingen die Kinder im 120 km entfernten Outjo, wo sie unter der Woche im Internat leben mussten, auch schon als Erstklässler! Damit ist auch klar, daß die weißen Farmer eine Gemeinschaft von Menschen sind, die sich alle schon von Kind an kennen.

So werden wir vom Camp abgeholt
Das Anwesen
Farmhaus
Hier leben zwei Geparden

Nach der Besichtigung der Farm steigen wir wieder in unsere Viehanhänger und fahren in ein sehr weitläufiges, großes Gehege. Hier leben weitere Geparden, die wir bei einer Pirschfahrt aufstöbern. Der Farmer wirft ihnen einige Brocken Fleisch zu, die Geparden schnappen es sich und weg sind sie. Auch gut, so ist noch Zeit für ein Bad in einem zum Pool umfunktionierten Bewässerungsbecken.

Wo sind die Geparden?
Hier kommt einer!
Schnell das Fleisch geschnappt und weg!
Zurück im Camp
Im Baum über uns sitzt ein Toko
Dann kommt er näher und schaut sich im Spiegelbild an
Aber besser sind die Früchte im Baum

Am nächsten Morgen fahren wir 10 km weiter zu den Himba im Otjikandero Himba Orphan Village. Das Projekt wurde 1999 von einem Farmer ins Leben gerufen, um verwaisten Himba Kindern in anderen Himba Familien ein Zuhause zu geben. Die Himba sind eigentlich Nomaden, aber wo in dieser zwar menschenleeren, aber von eingezäunten Farmen geprägten Gegend, ist heute noch Platz für Nomaden?

Himba Frauen kommen mit ihren eigenen Familien aus dem ganz im Nordwesten Namibias gelegenen Kakaoveld für einige Monate hierher, um sich um die Waisenkinder zu kümmern und sie in ihrer Tradition zu unterweisen. Im Rahmen des „Himba Project“ wird das Leben in einem Himba Dorf gegen Geld Touristen gezeigt. Dieses Einkommen sichert den Lebensunterhalt und die medizinische Versorgung der Himba im Dorf und kommt auch ihren Verwandten von außerhalb in Notlagen zu Gute. Momentan werden 10 Familien im Kakaoveld unterstützt, sowie zwischen 15 und 20 Frauen mit ihren Familien, die sich vor Ort um die 34 Waisen kümmern.

Die weiße Farmerin, auf deren Land sich das Dorf befindet, begrüßt uns und erklärt Sitten und Gebräuche. Sie scheint der „Anführerin“ der Himba Frauen freundschaftlich verbunden zu sein. Diese Himba Frau ist eine sehr temperamentvolle junge Frau, die aber bereits sechs Kinder hat.

Die Himba Frauen tragen eine Art Tracht, auch wenn sie nicht viel anhaben. Dazu gehört, dass die Haut mit einem Gemisch aus Fett und Ocker eingeschmiert wird, was einen sehr schönen rötlichen Hautton ergibt, aber bei jeder Berührung abfärbt. Die Haare sind mit Wolle verlängert und dick mit roter Paste eingeschmiert und obendrauf sitzt eine Art Krone aus Ziegenleder. Dies ist angeblich ihre alttägliche „Kleidung“ und keine Show für Touristen. Am nächsten Tag sieht Peter tatsächlich im Spar in Outjo eine genauso gekleidete (eher unbekleidete) Himba Frau.

Obwohl die Himba also sozusagen professionell ihre traditionelle Lebensweise zeigen, wirken sie sehr authentisch. Die Frauen sind ganz offensichtlich stolz auf ihre Kultur und bringen sie sehr temperamentvoll Besuchern nahe. Aber man erkennt auch, dass es neben der Anführerin und ihren Freundinnen weitere, melancholischer wirkende Frauen gibt, die sich mehr im Hintergrund halten. Es ist ein Spagat zwischen Tradition und Moderne. Die traditionelle Lebensform kann man nur noch pflegen, wenn man sie geschickt vermarktet. Die Alternative ist schwierig. Ohne Bildung und Ausbildung bleibt das Leben in einem stadtnahen Elendsquartier. Mit Bildung kann man den „Aufstieg“ schaffen, entfremdet sich aber wohl unweigerlich der traditionellen Lebensweise.  

Auf dem Rückweg zur Straße schauen wir uns noch das Filmhaus aus dem Filmes „Le piste“ an, das sehr phantasievoll eingerichtet ist. Es ist schon relativ spät und wir müssen uns beeilen, denn um 14:30 müssen wir im 380 km entfernten Omaruru sein, um von dort das letzte Stück gemeinsam im Konvoi zu fahren. Ich fahre auf dem Weg nach Outjo mit 120 km/h gegenüber der Ankunftszeit laut Navi 10 min heraus. So bleibt noch Zeit, beim deutschen Bäcker zwei Stück Apfelkuchen zu besorgen!

Filmhaus
Originell eingerichtet
Wir sind die letzten, die abfahren
On the Road again

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