Die Welt ist zu schön, um darüber hinweg zu fliegen

Von den VAE in den Oman nach Muskat

Tag 049 (31.12.)

Heute ist prinzipiell Faulenzen angesagt und natürlich die Vorbereitung auf Silvester. In dem Hotel, auf dessen Parkplatz wir stehen, wurden Tische direkt am Strand für uns reserviert. Um 18:30 machen wir uns dann auf den Weg. Von Süden hämmert eine Lautsprecherwand ihre Klänge und Ansagen, von Norden her eine andere – und dann haben wir natürlich an unserem Platz eine eigene Bühne mit ebenso lauter Musik. Außer uns waren fast nur russische Touristen anwesend. Dies konnte man in kürzester Zeit am Benehmen am Buffet feststellen. Bisher haben wir davon zwar gehört, aber hier sehen wir es dann vor uns. Mit mehreren Tellern bewaffnet, drängen sich die Massen unter Zuhilfenahme der Ellenbogen nach vorne an die Speisen. Teller werden randvoll gehäuft, nach hinten gereicht und der nächste Teller beladen. Diese landen dann in der Mitte der Tische bis diese knapp an ihrer Belastungsgrenze angekommen sind. Schlimm war jedoch, dass am Ende die vollen Teller abgeräumt werden mussten, weil diese Mengen gar nicht gegessen wurden. Von der Schlacht am Schokoladenbrunnen und an der Bar gar nicht zu reden. Es gab nämlich auch Alkohol „all you can drink“. Es war schade um das liebevoll und dekorativ angerichtete Buffet!

Auf der Bühne gab es mehrere Showeinlagen vom Bauchtanz über Feuerschlucker, Sängerinnen oder einfach Musik. Die Stimmung in unserer Gruppe war sehr gut, es wurde mitgetanzt, auch wenn es nicht unbedingt unsere Musik war. Um 12:00 begann dann auf einer vorgelagerten Halbinsel das Feuerwerk. In den Jahren 2017/18 und 2018/19 kam das Feuerwerk in das Guinness Buch der Rekorde. Es war auch wirklich umwerfend. Auf einer Küstenlinie von gut 2 km wurde das synchronisierte Feuerwerk gezündet. Wir saßen ziemlich in der Mitte dieser Strecke und hatten so einen tollen Überblick. Mittendrin wurden Schauspiele mit beleuchteten Drohnen dargeboten. Auf YouTube gibt es hierzu auch zwei Videos:

https://youtu.be/KOrWfCcLozo

https://youtu.be/fPloXjaclig

Alles in allem ein gelungenes Spektakel!
Gegen 3 Uhr am Morgen begann sich dann die Gegend um uns herum etwas zu beruhigen und wir konnten erstaunlich gut schlafen.

Tag 050 (01.01)

Das heutige Ziel ist Hatta (gehört zum Emirat Dubai), kurz vor der omanischen Grenze.
Die Fahrt geht von der doch recht langweiligen und zugebauten Küste durch teilweise spektakuläre Landschaften. Rechts Kamele in den Dünen, die bis an die Straße reichen. Auf der anderen Seite flaches bewässertes Grünland. Dann wieder Felsenschluchten und Wadis mit Resten von Wasser.

Hatta selbst ist erstaunlich grün mit kleinen terrassenartigen Feldern und vielen Palmen, weil es hier Wasser gibt. Einen schön angelegten Park nutzen wir für ein spontanes Picknick. Im Café dort konnte man sogar Espresso trinken.

Unser Stellplatz ist fast idyllisch gelegen auf Kies und Sand unterhalb eines großen Felsens auf dem am Abend wilde Hunde stehen und den Mond anheulen. Wir machen mit ein paar anderen ein kleines Feuerchen.

Obwohl abseits gelegen, geht früh am nächsten Morgen ein Abfallsammler durch und nimmt sogar die zwei leeren Bierflaschen (natürlich alkoholfrei) mit, die wir zur späteren Entsorgung an den Vorderreifen gelegt hatten. Die vielen Müllsammler sind auch die Erklärung, warum in den VAE und im Oman so wenig Müll herumliegt. Die Leute werfen ihren Müll genauso sorglos in die Gegend, nur gibt es hier viele, viele Müllsammler, die ihn wieder einsammeln. Offenbar ist den Kommunen das Ortsbild, bzw. das Erscheinungsbild ihrer Strände wichtig, nur hat sich die Einstellung noch nicht in die Bevölkerung verbreitet.

Tag 051 (02.01)

Wieder einmal durften wir uns auf Grenzformalitäten freuen. Einige von uns wurden nochmal zurück an den Start der Prozedur geschickt, weil der Stempel auf ihrem Laufzettel (immer das wichtigste Dokument) rot und nicht blau war. Nach ca. 3 ½ Stunden war aber alles erledigt und wir konnten uns auf den Weg nach Shinas zu einem Strandpark machen.

Der Platz liegt hinter einem fast menschenleeren langen Strand (viele Fischer haben ihre Boote direkt am Strand liegen) in einem kleinen Mangrovenwald– wenn nur am Abend nicht die mistigen kleinen Blutsauger aus dem angrenzenden Gewässer gekommen wären. Ich wurde glücklicherweise fast verschont, da die Dinger Ulrike den Vorzug gaben. Aber der Spaziergang am Strand war super schön, gebadet haben wir wegen der Brandung und des weiten Weges zu unserem Balu nicht.

Tag 052 (03.01)

Beim Aufbruch auf dem Platz kommt ein Fahrzeug langsam an unser Wohnmobil gefahren. Der Fahrer, ein Omani (Mohammed) mit dem entsprechenden Turban ähnlichem Kopfschmuck hält an und beginnt ein Gespräch mit mir. Er will ein Foto mit mir machen, stellt mir seinen im Auto sitzenden Vater vor und lädt uns spontan zu sich nach Hause zum Essen ein. Da sein Englisch nicht besonders gut ist, haben wir auch oft nicht genau verstanden was er nun eigentlich sagen wollte.
Nach einigem Hin und Her beschließen wir die Einladung anzunehmen, aber das Essen lehnen wir erstmal ab. Unsere Aussage, dass wir nicht genug Zeit hätten wollte er nicht gelten lassen. „Why no time“, die Frage ist für einen Omani klar zu beantworten, da man immer Zeit hat oder sie sich für ein geselliges Beisammensein immer nimmt.
Wir mussten aber vorher noch unseren Balu mit Wasser versorgen und Mohammed kam bei der Warterei auf uns mit unseren Mitfahrern Urs und Rosemarie ins Gespräch. Die wurden kurzerhand auch eingeladen. So fuhren wir dann beide hinter unserem Gastgeber her. Schon bevor wir losfuhren erzählte er etwas von „Schlafen“, wir konnten uns darauf aber keinen Reim machen.
In seinem Haus im nächsten Dorf angekommen, wurden wir in ein riesiges Zimmer geführt. Sitzbänke ringsherum und in der Mitte ein kleiner Tisch.

Wir bekamen Tee und Weihrauch wurde angezündet. Nicht nur das, er hielt Peter und Urs das Gefäß unters Hemd, bis oben am Hals die Schwaden herauskamen. Dann mussten die beiden das auch bei uns Freuen machen. Anschließend wollte er uns nach Geschlechtern getrennt in Schlafgemache verfrachten. Offenbar wusste er nicht, was er mit uns anfangen sollte, bis es Essenszeit wäre. Nachdem wir aber nicht schlafen wollten, wurden wir nun seinen Eltern und einem Bruder vorgestellt.

Dann ging es in den Ziegenstall und wir mussten für Fotos eine Ziege auf den Arm nehmen.

Anschließend verfrachtete er uns in sein Auto (vorher hat er temperamentvoll die Rückbank vom Müll befreit, indem er Flaschen, Schulhefte, Chipspackungen etc. einfach in den Hof warf) und fuhr los, wohin war für uns unklar. In einem kleinen Laden wurde etwas zu trinken gekauft, dazu einige Gebäckstückchen für den Kaffee. Über Schlaglochstrecken und Wellblechpisten ging es schließlich in einen Nutzgarten an einem kleinen Palmenhain. Dort zeigte er uns stolz die Tiere und Anpflanzungen seiner Familie.
Ziegen, Kühe, Enten, Hühner, Tauben, Kaninchen und Tabakfelder Seite an Seite mit Blumenkohl, alles bewirtschaftet von drei bis vier Pakistani, die dort in einer höchst einfachen Hütte leben, zwischen allem möglichen Gerümpel. Eine Pumpe fördert das Wasser, das dies alles ermöglicht aus einem 10 m tiefen Brunnen in ein Betonbecken und von dort in die verschiedenen, einzeln ansteuerbaren Bewässerungskanäle. Der Wasserlauf wird geregelt, indem man den Wassergraben einfach an einer Stelle aufgräbt und den weiteren Verlauf dafür mit dieser Erde verschließt.
Für uns wurde eine riesige Kiste mit Blumenkohl geerntet, darunter ging es nicht.

Nachdem die Zeit offensichtlich noch nicht weit genug fortgeschritten war, fuhren wir von dort in ein kleines Gartenhaus. Hier wurde dann Kaffee gekocht und Urs und ich bekamen je einen Kaftan mit der entsprechenden Kopfbedeckung für eine Fotosession angezogen. Es war interessant, wie so ein Tuch auf dem Kopf gebunden wird und wie es einen verändert. Bei dieser Gelegenheit klärt sich auch, was „Mann“ unter der Dishdasha trägt. Nämlich T-Shirt und Shorts.

Dann ging es in flottem Tempo zurück ins Dorf. Allerdings nicht in sein Haus, sondern in ein benachbartes, später stellte sich heraus, dass es das seines Bruders ist. Rosmarie und Ulrike werden nach links zu den Damen geführt, Peter und Urs nach rechts zu den Herren. Hier nun gab es das Mittagessen. Man muss dazu noch sagen, dass Freitag war und dies für Muslime der Sonntag ist, also der Feiertag der Woche. Der Raum der Männer war mit Bänken entlang der Außenwand bestückt. Dort saßen die Herren der Familie und es begann eine leichte Konversation – einige andere Familienmitglieder konnten ebenfalls etwas Englisch. An jedem Freitag kommt die Großfamilie zusammen, um den Freitag zu begehen.
Kurz darauf kamen Jungs mit diversen Gerätschaften in den Raum und der „Tisch“ wurde gedeckt. Eigentlich war es ja der Boden. Viereckige Plastikfolien wurden auf dem Boden ausgelegt und das Essen darauf gestellt. Als ausländische Gäste bekamen wir einen Teller und auch Besteck. Alle anderen aßen mit den Fingern und kneteten den Reis in der Hand zu festen Rollen.

Der Damenbereich befand sich in einem großen überdachten Hof in dem mindestens 15 Frauen auf Sesseln sitzen, die Kinder zwischen ihnen. Die Mutter des Gastgebers sitzt in einem besonders großen Sessel und strahlt jetzt viel mehr Autorität aus als vorher, wo Männer anwesend waren. Ihre Gesichtsmaske hat sie hochgeschoben und winkt uns sehr freundlich zu. Auch die anderen Frauen sind begeistert über unseren Besuch, man gibt uns Wangenküsschen links und rechts. Eine junge Frau, die sehr gut Englisch spricht, weil sie Englischlehrerein in der Oberstufe ist, übernimmt unsere Bewirtung. Das ist sehr schön, weil sie uns viel erzählt und für die anderen übersetzt und dadurch das Essen höchst unterhaltsam verläuft.

Alle Anwesenden sind Kinder, Enkel oder Urenkel der Patriarchin. Unsere junge Frau ist 38, sagt stolz, dass sie die einzige Berufstätige in dieser Runde ist, ihr eigenes Auto hat und damit täglich 17 km in die nächste Stadt fährt. Aber zusammen mit der Familie zu sein, ist auch für sie das wichtigste. Dass in Europa nicht jedes Wochenende die ganze Großfamilie zusammenkommt, findet sie ganz furchtbar. Nach dem Essen gibt es noch Tee oder Kaffee und Datteln.
Irgendwann kam dann bei den Männern nach dem Mittagessen das Gespräch auf unsere Wohnmobile. Was es kostet so etwas zu mieten, wie lange wir damit reisen. Unsere Antworten treffen auf totales Unverständnis. Wie kann man freiwillig mehrere Monate lang in so einem Fahrzeug leben. Schließlich wollten unsere Gastgeber die Wohnmobile von innen sehen. Bei ca. 25 Männern und Knaben wurde dies eine strategische Herausforderung. Jeweils zwei Personen neben mir im Wohnmobil, danach fliegender Wechsel und die nächsten kamen herein. Schuhe wurden selbstverständlich ausgezogen. Gut, dass wir am Morgen aufgeräumt hatten!
Es gab viele „Ooohs“ und „Nice“, letztendlich wollten sie auch den Preis wissen, danach noch mehr „Ooohs“
Urs und ich fuhren dann die Wohnmobile vor das Tor, hinter dem die Damen untergebracht waren um sie aufzugabeln. Aber auch einige Damen wollten ebenfalls unbedingt in das Wohnmobil schauen, zum Teil wurden gefilmt, vermutlich für die, die sich nicht getraut haben selber hineinzusehen. Danach dann noch eine kurze Fotosession und wir fuhren unter lauten Rufen los.

Anschließend geht es nach Sohar, wo wie aber nicht auf dem ursprünglich geplanten Stellplatz übernachten können, da dort der Sand wegen der Regenfälle vor zwei Wochen nicht befahrbar ist. Wir müssen ausweichen auf den Parkplatz eines Parks direkt am Meer. Der Park besteht aus Palmen und perfekt gepflegtem grünen Rasen, allerdings ist dieser dicht an dicht bedeckt mit den Teppichen der Menschen die hier ihren Freitagabend genießen. Entsprechend voll ist auch der Parkplatz. Es wird ein trubeliger Abend, wieder viele Fragen nach unserem woher und wohin und viel Interesse an unseren Fahrzeugen. Wir kochen unseren Blumenkohl (die anderen 18 Köpfe gehen an unsere Mitreisenden) und essen ihn drinnen am Tisch, lassen aber alle Fenster offen, damit die Leute was sehen können. Es ist laut bis tief in die Nacht, das Meer rauscht wie verrückt und in aller Frühe legt der Muezzin der benachbarten Moschee los.

Tag 53 (4.1.2020)

Wir sind etwas müde nach der unruhigen Nacht und müssen auch früh los, weil wir um 12:00 am Startpunkt einer Geländewagentour im Landesinneren, im Hajar Gebirge, sein sollen und das ist 200 km Strecke. Sie fährt sich aber schnell und gut, die Autobahn ist mehr als perfekt ausgebaut, 4 Spuren in jeder Richtung und kein Verkehr.

Die Fahrt ist schön, weil sie am Rand der Berge entlang führt. Unterwegs besichtigen wir noch das Fort von Rustaq.

Es liegt inmitten eines Palmenwaldes, entlang der Straße verläuft der Bewässerungskanal, darin baden kleine Jungs.

Die Architektur dieser Forts wird überall aufgenommen, viele Städte haben am Eingang ein Tor in Fort-Form, viele Verwaltungsgebäude ebenso und selbst ein Stadion.
Der kleine Ort Wakan im Gebirge lässt gut erreichen, auch die gelbe Straße ist ebenso gut ausgebaut wie die Hauptstraßen und die Autobahn.

Mit Geländewagen fahren wir 600 Höhenmeter einen ungeteerten, schmalen Weg hoch in ein Dorf das auf 1600m thront wie ein Adlerhorst. Dort auf einer Bergnase befindet sich eine kleine Oase. Plätschernde Bewässerungsgräben verlaufen entlang des Weges, kleine Terrassenfelder und Palmen und ein grandioser Ausblick ins Tal.

Später geht es zu unserem Stellplatz für die Nacht in den Ort Nakhal wo wir auf dem Parkplatz unterhalb des dortigen Forts stehen. Ebenfalls eine riesige Anlage, die aber leider wegen Renovierung geschlossen ist.

Tag 54 (5.1.2020)

Als erstes wollen wir nach dem Frühstück ins nahe gelegene Wadi Hammam fahren. Unser Guide Hamdi gibt eine etwas kryptische Wegbeschreibung ab (keine Koordinaten wie sonst): da hinten rechts halten. Das tun wir und enden in einer schmalen Gasse, hier geht es für uns nicht weiter. Beim Wenden übersehen wir das Eck eines der hiesigen hohen Carports, die man hier gerne vor dem Haus installiert und schrammen uns das Dach oben tief ein. Großes Entsetzten und erstmal zurück zum Stellplatz, wo unsere guter Geist Ararat mit der Leiter aufs Dach klettert um dann zu sagen: „no problem, I can fix that. Erstmal kommt nur Klebeband drauf, um die Sache abzudichten. Die Stimmung bei uns ist gedrückt. Wir beschließen dann aber, uns nicht abhalten zu lassen und in das Wadi Hammam zu fahren, diesmal mit einer besseren Wegbeschreibung.

Es geht drei km durch einen wunderbaren Palmenwald, dann durch eine kleine Furt und man ist da. Eine heiße Quelle kommt hier aus den Felsen und ist in einem Betonbecken gefasst, in dem man baden kann. Das Wasser ist wie in einer Badewanne so warm. Nachdem schon einige Einheimische da sind, kann nur Peter ins Wasser. Für Männer ist eine Badehose eine ausreichende Bekleidung, Frauen aber müssten mit Kleidung ins Wasser und dazu habe ich dann doch keine Lust. Für Peter ist die Wassertemperatur ideal, endlich mal nicht frieren. Einige einheimische Jungs staunen darüber, dass er auf dem Rücken im Wasser liegen kann, ohne unterzugehen. Ein Mann zeigt ihm, dass man im Quellloch selber bis zum Hals eintauchen kann, ohne auf Grund zu kommen.

Die Quelle fließt aus dem Betonbecken in einen Fluss, in dem es von kleinen Fischchen wimmelt. Man kann dort sitzen, die Beine ins warme Wasser halten und die Fischchen knabbern an einem herum. Wir halten es eine ganze Weile dort aus, genießen den schönen Blick, das warme Wasser und die Fischchen. Ein Geländewagen fährt das Flussbett hoch, ihm entsteigen ein Vater und vier kleine Mädchen in Schlafanzügen. Es sind nur keine Schlafanzüge, sondern Badeanzüge, denn in dieser Kleidung gehen sie ins Wasser. Anschließend ziehen sie sich im Kofferraum um und kommen in farbenfrohen langen Kleidchen wieder heraus.
Den Rest des Tages verbringen wir 60 km entfernt direkt am Strand. Nachdem sich unser Guide als erstes im Sand festgefahren hat, sind wir etwas vorsichtig und halten Abstand vom lockeren Sand. Ein Schaden pro Tag reicht!
Spontan wird um 15:00 angekündigt, dass es um 18:00 Thunfisch vom Grill für alle geben wird. Salate willkommen. Obwohl dafür niemand geplant hatte, wird es ein tolles Salatbuffet aus allem, was in den Mobilen noch so vorrätig. Mir hilft eine Nachbarin mit Salatgürkchen aus, so dass ich Kartoffelsalat zubereiten kann. („das war der beste Salat von allen / sage ich ,Peter)
Nach angeregten Unterhaltungen bei denen wir immer wieder feststellen, dass wir die Greenhorns der Weltenbummler sind geht es ins Bett. Die anderen Mitreisenden haben schon viel öfter und länger Reisen in ferne Länder unternommen.

Tag 055 (06.01.)

Heute besorge ich mir die Ausziehleiter eines Mitreisenden (er ist extrem gut ausgerüstet, das Paar hat sogar eine elektrische Wäscheschleuder dabei) und bereite alles für die Reparatur unseres Daches vor. Jorg aus der Schweiz hat Glasfaserflies und das dazugehörige Kunstharz, Hardy mit seinem MAN hat Bauschaum und so steht der Reparatur nichts mehr im Wege. Die Hilfsbereitschaft in der Gruppe ist immer toll, jeder ist bereit, etwas aus seinem Fundus abzugeben.
Ulrike hat in der Zwischenzeit zusammen mit der Gruppe bei Ebbe eine kleine Wanderung zu der gegenüberliegenden Insel unternommen. Ich wollte aber gerne Ararat bei der Reparatur zur Seite stehen.
Zuerst wurde der zerrissene Schaum aus dem Sandwich des Daches entnommen und dann der Bauschaum eingespritzt. Nach einer Härtungszeit wurde der überschüssige Schaum abgeschnitten und das Ganze mit dem Flies und dem Kunstharz überzogen. Ararat schleift das Ganze liebevoll mit der Hand. Er freut sich, als alle die Leiter hochklettern und seine Arbeit loben. Das Dach ist jetzt zwar optisch nicht perfekt, aber es ist absolut dicht und wie Ararat sagt „es hält für weitere 20 Jahre“.

In der Zwischenzeit beschäftige ich mich mit der Drohne der Reiseleitung, die keiner der Vier wirklich fliegen kann, musste aber erst einmal feststellen, dass alle 3 Flugakkus fast leer sind. Lediglich ein paar Luftaufnahmen waren möglich, bevor die Drohne wieder gelandet ist. Das zur Drohne gehörende Ladegerät wurde später dann doch noch im Teamfahrzeug gefunden und ich musste mir nur noch einen Mitreisenden suchen, der einen Inverter und damit 240 V in seinem Wohnmobil hat. Die Akkus sind nun geladen und ich bin bereit für Luftaufnahmen. Heute war es leider zu windig, denn am Nachmittag weht ein unheimlich starker Wind, der ständig Sand mittransportiert. Alles vor unserem Wohnmobil ist mit einer feinen Schicht Sand überzogen.
Stattdessen machen wir bei bewölktem Himmel und Unwetterstimmung einen Spaziergang den langen Strand entlang. Eine junge omanische Familie nutzt das zu einem „exotischen“ Foto. Sie sitzen unmittelbar neben ihrem Auto im Sand und genießen die Wellen. Erst schütteln uns die Eltern freudig die Hand und ehe wir uns versehen, bekommt Peter für das Foto das kleine Mädchen auf den Arm. Diese junge Familie ist bei den Strandbesuchern die Ausnahme, die meisten sind nämlich Männer. Sie baden auch nicht, sondern spielen Fußball oder treffen sich einfach mit Freunden. Frauen sind in diesem Land doch sehr auf andere Frauen und den häuslichen Bereich beschränkt. Das ist schon an den Waschräumen erkennbar, bei den Männern gibt es acht Duschen, bei den Frauen keine einzige.

Tag 056 (07.01.)
Heute Morgen ist bereits um 8:30 ein Treffen am Fischmarkt im 20 km entfernten Barka angesetzt. Die Versteigerung der Fische ist interessant anzusehen. Der Mann mit dem Samsonite Koffer leitet die Auktion und es geht sehr lebhaft zu. Wir kaufen ein Pfund Thunfisch für kleines Geld, an einem der Stände.

Danach wollen wir uns Bait An Naaman anschauen, ein kleines Fort, das auch innen eingerichtet und zu besichtigen ist. Der Führer durch das Haus ist ein würdevoller Osmani in unserem Alter, der uns bei dieser Gelegenheit auch die osmanische Kultur und Lebensweise näherbringen möchte und dies sehr eloquent und humorvoll tut.

Er erzählt unter anderem, wie wichtig es für einen oder eine Omani ist, Parfum zu verwenden, um allzeit gut zu riechen. Zum Haushalt damals wie heute gehören geflochtene Gestelle, auf denen man die Kleidung ablegt und untendrunter Weihrauch verbrennt. Dazu kommt dann noch das Parfum, das man aufträgt, auch als Mann. Wir müssen die Augen schließen und er geht an uns vorbei und man riecht sein Vorbeischreiten tatsächlich und so soll es seiner Meinung nach auch sein. Im Supermarkt fiel uns schon öfter auf, dass die Leute Duftschwaden hinter sich herziehen. Dass das von nationaler Bedeutung ist, war uns nicht so klar. Das ist die perfekte Überleitung für den nächsten Programmpunkt des Tages, der Besuch der Parfüm Manufaktur Amouage. Sehr schöne Düfte, aber gehobene Preislage. Da greifen wir lieber beim Kaffee und den Datteln zu, die umsonst angeboten werden.
Muscat besticht durch seine weißen Häuser, die vor dem Hintergrund der dunklen Berge noch weißer wirken. Die Städte und Dörfer, die wir bisher gesehen haben waren nicht so einheitlich weiß. Entlang der Highways ziehen sich Palmen und Rasenflächen, unterbrochen durch Blumenbeete, alles top gepflegt und bewässert. Die Mitte der Kreisverkehre zieren Springbrunnen oder kleine Forts, überdimensionale traditionelle Kaffeekannen oder sogar ein komplettes Schiff. Und das km über km.
Diese und die nächsten Nächte verbringen wir in Muscat direkt am Meer auf dem Parkplatz einer kleinen Marina, die auch einen schönen Strand hat, an dem man europäisch baden kann, d.h. auch als Frau. Dabei habe ich (Ulrike) mir gerade im Lulu Hypermarket ein sittsames Badekostüm gekauft, bestehend aus einer Radlerhose und einem Funktions T-Shirt. Andere Europäer nehmen das eher locker, aber unser Guide Hamdi hat uns ans Herz gelegt, die örtlichen Sitten zu respektieren. Sultan Qaboos residiert nur zwei Buchten von uns entfernt, eine Bucht vor uns liegt das wunderschöne Parlament, das allerdings nur beratende Funktion hat, denn das Sagen hat nur der Sultan. Er scheint unheimlich beliebt zu sein und hat das Land offensichtlich mit Sinn und Verstand mit Hilfe der Einnahmen durch Öl und Erdgas in die Moderne geführt. 1970, als er an die Macht kam gab es im ganzen Land nur drei Schulen und nur wenige Omanis konnten lesen, von Infrastruktur aus Straßen und Krankenhäusern konnte nicht die Rede sein. Heute ist das Land modern, das Ausbildungsniveau ist hoch und die Infrastruktur neu und schön. Die öffentlichen Gebäude sind wunderschön und oft gebaut wie Paläste.

Tag 057 (08.01.)

Heute ist der erste Besichtigungstag in Muscat, der Bus holt uns bereits um 8:30 ab, da wir in die Sultan Qaboos Moschee wollen, die nur bis 11:00 für Besichtigungen offen ist. Hier ist sittsame Kleidung angesagt: Kopftuch und lange Ärmel bis zu den Handgelenken und lange Hosen bzw. Röcke. Anders wird man nicht eingelassen bzw. muss sich eine Abaya mieten. Die Moschee wurde vom Sultan gestiftet und ist 2001 eröffnet worden. Sie war uns bereits auf dem Weg zum Stellplatz wegen ihrer schönen Architektur und Gartenanlagen aufgefallen.

Eine tolle Anlage, hier wurde an nichts gespart. Marmor aus Carrara und riesige Leuchter von Swarovski, der größte 14 m hoch und 8 m im Durchmesser. Er befindet sich im Gebetsraum für die Männer, der 7500 Personen fasst.

Auffällig ist wieder, dass der Bereich für die Männer viel prachtvoller ist als der für die Frauen. Unser Guide Hamdi demonstriert uns mit großem Ernst und Würde, wie ein Gebet abläuft. Nach der Besichtigung werden uns im Garten von einer temperamentvollen Dame, die zur Moschee gehört Kaffee, Wasser, Ingwertee und Datteln angeboten. Sie spricht perfekt Englisch und wir sollen sie doch fragen, was immer uns in den Sinn kommt. Mit Hamdi liefert sie sich ein kleines Wortgefecht über die Bedeutung von Männern und Frauen. Es wird abgeschlossen mit: „but you can only clap with both hands“. Aber Frauen hätten eben doch ein „multi-tasking brain“.
Anschließend geht es in den nur wenige km entfernten Flughafen (ebenfalls neu und schön), denn wir müssen alle unser Visum verlängern lassen. Wir müssen kurz alle in einem Wartesaal vor dem Beamten erscheinen, dann übernimmt Hamdi unsere Pässe und regelt den Rest. So bekommt auch unser Mitreisender Gert sein Visum verlängert, obwohl er nicht dabei ist, weil er und sein Unimog wegen Problemen in der Werkstatt sind.
Nach einem opulenten Mittagessen in der Stadt geht es noch ins Nationalmuseum. Ebenfalls ein tolles Gebäude mit sehr schön arrangierten Exponaten.

Direkt gegenüber liegt die Residenz des Sultans. Man munkelt, es ginge ihm nicht gut oder er wäre bereits gestorben (Nachtrag bei Veröffentlichung: der geliebte Sultan Qaboos ist am Freitag, 10.1.2020 gestorben). Nachdem er keine Söhne hat, wird es mit der Nachfolge schwierig werden, angeblich gibt es viele Anwärter.
Auch im Oman gibt es eine zwei Klassen Gesellschaft aus Gastarbeitern und Einheimischen wie in Dubai, nur nicht so extrem ausgeprägt. Man zahlt keine Steuern, Schule und Universität sind für Omanis kostenlos. Stipendien für ein Studium im Ausland werden an gute Schüler vergeben, wobei diese das Studienland frei wählen können. Frauen studieren aber meist im Land, 85 % der Studenten sind daher Frauen. Männer studieren entweder im Ausland oder überhaupt nicht. Sie gehen lieber zur Polizei oder zum Militär, weil man dort sehr gut verdient und mit 40 (!) in den Ruhestand gehen kann und danach – finanziell abgesichert.- ein Businessman werden kann. Für die Gastarbeiter kostet die staatliche Schule ca. 350 € pro Kind und Jahr, allerdings beinhaltet dies Schulbus, Schulbücher und sämtliche Materialien. 70% der Lehrer kommen übrigens aus Ägypten da es bei Regierungsantritt des Sultans 1970 schlicht keine Lehrer im Land gab und er Ägyptens Hilfe beim Aufbau des Schulsystems in Anspruch genommen hat. Es kam eine Armada von Lehrern ins Land, die auch das komplette Schulmaterial (Bücher, Hefte, Stifte etc.) mitbrachten. Mädchen und Buben besuchen gemeinsam die Grundschule, die Mittelstufe und Oberstufe sind nach Geschlechtern getrennt, die Universität wieder gemeinsam.
Am Abend feiern Gert und Hanne mit einem Umtrunk, dass ihr Unimog wieder fahrbereit ist. Allerdings müssen sie in einer Woche zurück nach Muskat, um das aus Deutschland bestellte Ersatzteil einbauen zu lassen.

Tag 058 (09.01.)
Auch heute geht es wiederum mit dem Bus auf Besichtigungstour. Als erstes wird das Museum für Öl und Gas angefahren. Hier wird eine Ausstellung geboten, die sich in erster Linie an Schulklassen und Kinder richtet, für Erwachsene aber auch sehr interessant ist. Didaktisch ist sie sehr gut gemacht und es ist interessant, mehr über die Förderarten in dieser Region zu erfahren.
Als nächstes besichtigen wir das Opernhaus in Muscat . Es ist das einzige Opernhaus auf der Arabischen Halbinsel und bekommt deshalb viel internationalen Zulauf. Innen natürlich auch alles vom feinsten: Teakholzdecken, italienischer Marmor, eine verfahrbare Bühne mit riesiger Orgel (gebaut in Deutschland), verfahrbare Logen, Bildschirm an jedem Sitz zum Mitlesen der Texte in allen möglichen Sprachen.

Der Bus bringt uns danach in die Altstadt, wo auch die Häfen sind. Hier liegt heute „Mein Schiff 2“ und daneben / davor die beiden Privatyachten des Sultan Qaboos. Wozu er 2 Yachten benötigt, bleibt uns unverständlich.

Gleich daneben befindet sich der Haupteingang des Basars von Muscat. Obwohl das Kreuzfahrtschiff Tausende von Besuchern ausspuckte wurden im Basar sukzessive die Läden für das Wochenende bereits um 14:00 geschlossen. Aber ein Basar mit vielen zugehängten Läden hat auch seine Reize.
Ein Muss bei den Besichtigungen stellt natürlich der Sultanspalast dar. Er umschließt eine komplette Bucht. Der Palast umfasst auch ein riesiges Gästehaus in dem die Staatsgäste untergebracht werden die das Sultanat besuchen.

Die Wetteraussichten für die nächsten Tage sind nicht besonders gut, so dass es abzuwarten bleibt ob wir unsere geplante Route entlang eines Wadi durchführen können. Zuerst einmal müssen wir aber morgen (es ist Freitag) den Platz in der Marina aufgeben um den Clubmitgliedern ihre Parkplätze zurückzugeben. Wir werden dann für eine Nacht auf ein Ausweichquartier fahren um den weiteren Wetterverlauf zu beobachten.

Tag 059 (10.01.)

Heute Morgen ging es nach einem kurzen Umweg nach Muskat zum Supermarkt etwas weiter die Küste runter auf einen Strandplatz um das weitere Wetter abzuwarten. Es handelt sich wieder um einen Drive-in Beach der bei den Omanis sehr beliebt ist. Irgendjemand hat Fotos von unserer Wohnmobil-Karawane ins Internet gestellt und seitdem fahren bei uns die Fahrzeugkolonnen vorbei. Niemand möchte sich das Schauspiel entgehen lassen
Der Platz an und für sich hat eine tolle Lage an dem Zufluss eines Wadis.

Und hier gibt es noch das Video aus dem die obigen Luftaufnahmen entnommen worden sind.

https://youtu.be/SeML2QUquEc

3 Antworten

  1. Hallo Ihr beiden, ich lese mit Begeisterung eure Berichte. Am besten gefällt mir alles über den Oman, da wir gerade erst dort waren. Wie Schade,dass Sultan Quaboos gestorben ist. Ich glaube, er hat das Land mit Bedacht in die Zivilisation geführt und dabei traditionelle Werte wirklich erhalten. Ich wünsche euch weiterhin pannenfreie Reise.

  2. Beileid zum Tod des omanischen Sultans Kabus, der laut Nachrichten gestern an Krebs verstorben ist!
    Er hat das Land ja fast 50 Jahre lang zwar autokratisch regiert, aber geöffnet und modernisiert, wie Ihr ja selbst feststellen könnt.
    Er war wohl wiederholt in Garmisch-Partenkirchen (auch zur Behandlung). Er wusste eben,
    wo es auch schön (und im Sommer kühl!) ist.
    Sein Nachfolger ist heute auch schon bestimmt worden. Insofern dürfte es einen ruhigen „Übergang“ geben,
    anders als häufig in anderen arabischen Ländern. Gut für Euch, denn ihr seid zu einem historischen Zeitpunkt im Oman!
    Genießt weiterhin Land und Leute.
    Wolfgang

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